Fast alle Zubehörteile für die Astronomie sind Drehteile: Steckhülsen, Adapter, Linsenfassungen, Okularauszüge, und natürlich auch Fernrohrmontierungen. Einen Großteil seines Bedarfs an solchen Teilen wird der Sternfreund beim Astrohändler decken.
Warum also stelle ich mich an die Drehbank? Es kommt immer wieder vor, daß für eine spezielle Anwendung oder zur Adaption eines exotischen Gewindes einfach kein Standardteil erhältlich ist, es sei denn, als Sonderanfertigung zu einem stolzen Preis. Oder man möchte ein Zubehörteil, das zwar drehtechnisch nicht sonderlich anspruchsvoll, aber zeitintensiv herzustellen und daher teuer ist.
Für die meisten Anwendungsfälle wird eine Drehbank ausreichen, die es gestattet, Teile mit einem Durchmesser von bis zu 80mm herzustellen. Der Motor sollte eine Leistung von wenigstens 0,5 kW haben, und bei 230V Spannung betrieben werden können. Es ist darauf zu achten, daß für die Drehbank ein Wechselrädersatz (metrisch und zöllig!) zu bekommen ist, damit man alle Gewinde schneiden kann, die bei Amateurteleskopen vorkommen können.
Eine (sicher unvollständige) Händlerliste, Reihenfolge nicht wertend:
Name | Typ | Tel. od. www | Herkunft |
Artec | Händler | 08191-65461 | Import |
Klippfeld | Hersteller | www.klippfeld.at | Österreich |
Knuth | Händler | www.knuth.de | Import |
Optimum/Quantum | Händler | 0951-965550 | Import |
Wabeco | Hersteller | 02191-5970 | Deutschland |
Die Preise für brauchbare Maschinen beginnen bei 1000 Euro für die China-Importe und bei 1800 Euro für die europäischen Maschinen. Während bei den angegebenen Preisen immer ein Drehfutter inbegriffen ist, legen nur die Importeure oftmals schon einiges mehr an Zubehör bei, z.B. einen Wechselrädersatz. Alle Geräte dieser Preisklasse sind technisch gut, angeblich soll es bei den Importgeräten ratsam sein, vor Gebrauch erst mal alle Schrauben festzuziehen.
Die Unterschiede stecken in der Modularität der Maschinen: für die Klippfeld-Drehbank ist z.B. ein Aufstellwinkel erhältlich, der einfache Fräsarbeiten (z.B. Herstellung von Langlöchern, Schwalbenschwanzführung etc.) erlaubt. Am besten läßt man sich von den Firmen Prospekte zuschicken und sieht nach, welches Zubehör erhältlich ist. Ein weiteres Kriterium ist die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, falls mal etwas kaputtgehen sollte. Aber so eine Drehbank hält bei guter Pflege üblicherweise ein ganzes Astronomenleben.
Wer mit einer Bohrmaschine, Kreissäge oder Oberfräse umzugehen weiß, der wird auch den Umgang mit der Königin der Werkzeugmaschinen lernen. Wenn jemand mit zwei linken Händen ausgestattet ist, der lässt besser die Finger davon.
Falls Du die Möglichkeit hast, Dir die Kunst des Drehens von einem Fachmann zeigen zu lassen, dann nimm die Gelegenheit wahr! Einmal einen Arbeitsgang sehen ist besser als zehnmal darüber lesen. Frag mal in einer Schlosserei nach ( und bring den Kasten Bier deutlich sichtbar im Kofferraum an!). Manche Volkssternwarten haben eine Werkstatt, fragen kostet auch dort nichts.
Die Fülle an Literatur ist überschaubar: es existiert nur wenig an Anleitungen für den Laien. Fachverlage, die Zeitschriften für z.B. Flugzeug-Modellbauer herausgeben, haben gerne auch Bücher für Amateur-Dreher im Sortiment. Herausstellen möchte ich folgende Bücher:
Wallroth, Tilman: Drehmaschinenpraxis für Modellbauer, ISBN 3-88180-070-0, ca 20 Euro
Arbeiter, Frank: Besseres Drehen und Fräsen, ISBN 3-7883-1110-X, ca. 15 Euro DM
beherbergt eine Klippfeld K10A, eine schöne Drehbank mit einer Spitzenhöhe von 130mm und einer Spitzenweite von 650mm. Als Zubehör ist ein Fräswinkel, eine Planscheibe und eine Stehlünette vorhanden. Damit ist einiges realisierbar, was man als Amateurastronom bauen möchte. Ich habe vor einigen Jahren das Drehen während eines 6-wöchigen Praktikums in einer Schlosserei kennengelernt. Beim Wiedereinstieg war mir ein Maschinenbauingenieur behilflich, außerdem hat mir mein Vater als gelernter Feinmechaniker einiges beigebracht.