Baut man sich einen Protuberanzenansatz, so ist die heikelste Arbeit das Durchbohren der Hilfslinse.
Krack! So hörte sich mein erster Versuch an, eine Hilfslinse für einen Selbstbau-Protuberanzenansatz zu durchbohren. Was war falsch? |
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Und so gehts richtig:
Man benötigt einen echten Glasbohrer mit Hartmetallspitze, Bohrdurchmesser 3 - 5 mm. Ein Glasbohrer sieht einem üblichen Bohrer nicht ähnlich, sondern sieht aus wie eine kleine Lanze. Kosten: ca. 4 Euro.
Zum Ausfeilen des Bohrung eignet sich sehr gut ein Diamant-Schleifstift, wie er z.B. für die Dremel- oder Proxxon-Kleinbohrmaschinen angeboten wird. Dieser hat einen Durchmesser von etwa 2mm und kostet etwa 4 Euro. Aus diesem Sortiment wählt man dann auch einen Schleifkonus, um die Ränder der Bohrung etwas anzufasen, 2 Euro.
Zur Schmierung verwendet man Balsam-Terpentinöl, ein Schnapsglas voll. 0,5 l kosten etwa 5 Euro. Dazu ein sauberer Aquarellpinsel zum ständigen Auftragen.
Zuerst wird eine Linsenfassung angefertigt. Die Linse darf radial nicht streng in der Fassung sitzen, sondern muß 0,1 - 0,2 mm Luft haben. Der Rand, wo die Linse aufliegt, sollte der Linsenform etwas angepaßt werden.
Die gefasste Linse wird im Backenfutter der Drehbank vorsichtig eingespannt. Auf Rundlauf prüfen! In den Reitstock wird das Bohrfutter mit dem Glasbohrer eingesetzt. Die Drehbank auf langsamste Umdrehungszahl stellen (60 - 100 U/min) und einschalten.
Mit dem in Terpentin getränkten Pinsel wird ab nun ständig Linse und Bohrer naß gehalten.
Die Spitze des Bohrers vorsichtig dem Glas nähern und nicht erschrecken, es macht ein kratzendes Geräusch, wenn die beiden sich treffen. Etwas warten, dann mit viel Gefühl am Handrad des Reitstockes drehen. Schmieren! und auf die Bohrgeräusche achten. Schrappschrapp ist gut, kraaakraak ist schlecht, zu viel Druck! Zurückfahren, mit dem Pinsel den Glasbrei entfernen, und wieder vorsichtig hineinfahren. Ohne Druck bohren, schmieren! und warten bis das Bohrgeräusch leiser wird, bevor man weiter hineinfährt.
Die ersten ein bis zwei Millimeter dauern relativ lange, dann wird es leichter, und es wird mehr Glasbrei erzeugt. Man sollte sich nicht verleiten lassen, nun schneller zu werden, und wieder: schmieren! Sobald man den halben Weg erreicht hat, wird die Linse samt Fassung umgedreht und von der anderen Seite gebohrt.
Sobald sich die beiden Bohrlöcher in der Mitte treffen: sofort aufhören! und den Bohrer gegen den Diamantschleifstift austauschen. Unter Zugabe des Schmiermittels wird erst das kleine Durchgangsloch erweitert. Dann geht es an das Ausfeilen der Bohrung bis zum gewünschten Durchmesser. Dazu muß der Schleifstift aus der Mitte gerückt werden, d.h. man muß den Reitstock seitlich um einen winzigen Betrag versetzen. Bei laufender Maschine wird der Schleifstift wiederholt durch das Bohrloch geführt. Sobald die Schleifgeräusche nachlassen, wird der Reitstock wieder etwas versetzt, bis letztendlich die gewünschte Bohrung fertig ist. Da der Schleifstift exzentrisch eingesetzt wird, wird er einseitig abgenutzt. Daher sollte er von Zeit zu Zeit etwas gedreht werden. Und ständiges Schmieren nicht vergessen!
Abschließend werden die Ränder der Bohrung mit dem Schleifkonus ein wenig angefast.
Die Linse wird nun samt Fassung in warmem Wasser reichlich gespült. Nun sind saubere Hände gefragt: die Linse wird entnommen, nochmals gespült und letztendlich mit Spiritus oder reinem Alkohol und einem sauberen weichen Taschentuch geputzt. Das Terpentin greift die Vergütung übrigens nicht an, ebensowenig Alkohol oder Spiritus.
Schmieren, schmieren, schmieren! Langsam, kein Druck, abwartend bohren, auf Gehör bohren. Nicht versuchen, die Linse in einem Arbeitsgang ganz zu durchbohren, Gefahr des Abplatzens, sobald der Bohrer die andere Seite erreicht.
So solls aussehen: erfolgreich durchbohrte Linse in Fassung. |
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