Sambia und zurück in 36 Stunden für 1000 Euro, so lautete das Angebot von Astronomy-Travel. Spät, aber dennoch entschloss ich mich zusammen mit Peter Goletz, diesen Flug zur totalen Sonnenfinsternis mitzumachen.
Am Donnerstag, den 20. Juni 2001, startete der Airbus 340 von Austrian Airlines gegen 18:30 Uhr vom Flughafen Wien-Schwechat mit 265 Passagieren an Bord. Nach etwas mehr als 8 Stunden Flug war das Ziel erreicht: der Flughafen von Lusaka in Sambia.
Nach den Einreiseformalitäten suchten wir noch in der Dunkelheit nach dem abgezäunten Gelände, das angeblich eigens für uns Sofi-Touristen reserviert war. Zur allgemeinen Überraschung fanden wir uns in einer Zeltstadt wieder, die so aussah, als wollte man gut 1000 Leute unterbringen. Warm wars bei etwa 10 Grad auch nicht gerade.
Am Vormittag stiegen die Temperaturen dann auf angenehme 23 Grad bei leicht dunstigem, aber klarem Himmel. Noch bis 45 Minuten nach Sonnenaufgang konnte man Venus leicht mit bloßem Auge finden.
Die vermeintliche Zeltstadt entpuppte sich als Volksfest. Unsere Technical Area war so groß wie ein Fußballplatz und durch ein Seil vom Festplatz abgegrenzt.
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Mitstreiter Peter Goletz, unter ihm die Technical Area, hinter ihm das Flughafengebäude. |
Die Zeit bis zur eigentlichen Finsternis war begleitet von Gesängen und Tänzen, die in nur einigen dutzend Meter Abstand stattfanden. Hier können Sie eine Kostprobe hören.
Höhepunkt des Festes war (neben der Sofi natürlich) die Ankunft des Präsidenten von Sambia, Frederick Chiluba!
Gegen 13:41 Uhr fand der erste Kontakt statt. Besonders reizvoll zu beobachten war, wie sich der Mond langsam über die ausgedehnte Fleckengruppe auf der Sonne schob.
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Russentonne 1:10/1000mm, 1/2000 sek. auf Fujicolor C100
Besonders während der partiellen Phase kam es zu Begegnungen mit der überaus freundlichen Bevölkerung. Da in Sambia die Amtssprache englisch ist, gab es keine Sprachbarriere. Ob ich das Interview zwischen mir und dem Sambesischen Fernsehen wohl jemals sehen werde? :-)
Anders als bei der Finsternis 1999 bemerkte ich bereits bei einem Bedeckungsgrad von gerade mal 50 Prozent, wie sich das Licht langsam abschwächte. Die gefühlte Temperatur sank ab 14:50 Uhr deutlich.
Je näher die Totalität heranrückte, desto mehr Menschen versammelten sich auf dem Festplatz, insgesamt dürften es mehr als tausend einheimische Besucher geworden sein. Die Stimmung kurz vor der Totalität war unbeschreiblich, schon etwa 90 Sekunden vor dem 2. Kontakt brach ein mitreißender Jubel aus.
Ein wunderschöner klarer Diamantring läutete um 15:09:28 Uhr die Totalität ein, dann zeigte sich die gleichmäßig runde Maximumskorona. Im Fernglas waren schöne Protuberanzen zu sehen. Am Finsternishimmel, der mir heller als 1999 erschien, glänzte Jupiter.
Korona Russentonne 1:10/1000mm 2 sek. auf Fujicolor C100 |
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Diamantring und Protuberanzen wie oben, 1/30 sek. |
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Der Jubel hinter mir brandete mit einem Halleluja! erneut auf, als am gegenüberliegenden Sonnenrand die Helligkeit wieder zunahm und mit einem erneuten Diamant, wie er schöner nicht sein könnte, der dritte Kontakt nach exakt dreieinhalb Minuten stattfand. Wollen Sie sich mal anhören, wie sich mehr als tausend Menschen über eine Sonnenfinsternis freuen können? Dann hören Sie mal rein! Die Aufnahme dokumentiert die letzten dreißig Sekunden der Totalität.
Falls Sie über eine schnelle Internetanbindung verfügen, dann können Sie die ganze Totalität akustisch miterleben. Allerdings ist diese Aufnahme, die mehr als 5 Minuten dauert, gespickt mit persönlichen Verwünschungen ( Filter runter, Filter! Sch... ). Bitte, hier reinhören (MP3-Datei, 2,5 MB). Die Aufnahme beginnt knapp 90 Sekunden vor der Totalität.
Für mich war diese Sonnenfinsternis ein wirklich ergreifendes Erlebnis, das allerdings auch seinen Preis hatte: ich konnte mein Tonband mit meinen Anweisungen und Zeitangaben wegen des Jubels nicht mehr verstehen. Das Resultat war, daß ich erst nach dem zweiten Kontakt feststellte, daß ich die Filter nicht abgenommen hatte.
Mit dem vierten Kontakt endete auch die Reise. Verpacken, Rücktransport zum Flughafengebäude, einchecken, dann die große Müdigkeit. Abflug um 20:30 Uhr, Ankunft in Wien gegen 6:00 Uhr morgens.
Ärgerlich an der Reise war nur, daß nicht Zeit blieb, das Land und die Leute kennenzulernen. Ich persönlich bringe nur positive Erinnerungen an diese Sonnenfinsternis und an Sambia mit nach Hause.