Die Beobachtung der Sonne im Licht des Wasserstoffs interessierte mich schon geraume Zeit. Eines meiner ersten Selbstbauprojekte war ein Protuberanzenansatz. Er funktionierte ganz prächtig, die etwas schwierige Handhabung ließ aber keine so rechte Freude an der Beobachtung aufkommen.
Einen Coronado-Filter zu besitzen war schon immer mein Traum, aber die Preise schreckten mich ab. Dann wurde das PST, das “Personal Solar Telescope” angekündigt: ein kompaktes Sonnenteleskop mit 1-Angström-Filter, 40mm Öffnung und 400mm Brennweite. Laut Hersteller nur zur Beobachtung von Protuberanzen ausgelegt. Fotografie nur afokal möglich. Keine Verstellmöglichkeit zum Ausgleich des Doppler-Effekts, daher wäre das PST eher weniger zur Beobachtung von Oberflächendetails geeignet. Dafür sollte es aber auch nur 499 US-$ kosten.
Den Venusdurchgang vor Augen bestellte ich das PST bei einem deutschen Händler zum Preis von knapp 700 Euro. Dann aber führte der Hersteller noch einige Änderungen durch, und die Auslieferung verzögerte sich. Dafür wurde ein etwas besserer Filter mit 0,8-0,9 Angström in Aussicht gestellt. So kam das PST erst eine Woche nach dem Transit bei mir an.
Am Nachmittag dieses Regentages lockerte es doch tatsächlich noch auf. Erwartungsfroh montierte ich das PST auf ein Fotostativ, bestückte es mit einem 10mm-Okular - und war baff erstaunt. Protuberanzen waren ja versprochen worden. Aber auch auf der Oberfläche waren kontrastreich und klar ... so Sachen zu sehen. Ich muß mir erst mal das Vokabular aneignen, um die beobachteten Erscheinungen auch benennen zu können. Ich hatte ja nur Protuberanzen erwartet! Über den Stellring konnte der gewünschte Kontrast leichtgängig eingestellt werden.
Bei 40-facher Vergrößerung ist die ganze Sonne gut zu überblicken, mit einem 5mm-Okular ist bei 80-fach das Bild immer noch scharf.
Mein erster Eindruck war also: deutlich mehr fühl- und sichtbare Qualität als erwartet.
Am darauffolgenden Tag kam dann der erste fotografische Einsatz. Eine Canon G5 wurde mittels eines TS Superview 40mm an das PST angesetzt, dazwischen kam noch das Barlow-Element einer 2fach Barlow.
Sonne am 17. Juni 2004 um 9:00 Uhr | ![]() |
Auch bei den nachfolgenden Beobachtungen bestätigte sich der Eindruck des ersten Tages. Jedes beobachtbare Detail springt sofort ins Auge, oder man dreht am Ring. Das Bild erscheint klar, scharf und kontrastreich. Die Öffnung von 40mm setzt ein Vergrößerungslimit von etwa 80-fach.
Fotografen können ihre Digicam mittels Okularprojektion ansetzen. Die Webcam ist nicht direkt anschließbar, da der Brennpunkt nicht genügend weit aus dem Okularstutzen herausgeführt werden kann. Mit angesetztem Barlowelement kommt man aber wieder in den Fokus.
Ein erstes Foto mit der ToUCam und Barlowelement aus der 2-fach TS-Barlowlinse. Aufgenommen am 21. Juni 2004 gegen 18:00 Uhr. Die Bildbearbeitung läßt noch Wünsche offen ... | ![]() |